ES im Hoftheater Höf//Präbach • überzeugend intensiv

Um Friedrich Torbergs Tante Jolesch in stark abgewandelter Form zu zitieren: „Des is ka Stück für a Laienbühne“ – und gerade deshalb spielt Regisseur Christian Müller in seinem Hoftheater Höf//Präbach am Kohlbauerhof solche Stücke wie „ES“ von Karl Schönherr, keine leichte Theaterkost, sondern wie bei Schönherr nicht anders zu erwarten, auch für den Theaterkenner nur schwer verdaulich. Zu naturalistisch bringt Karl Schönherr die Abgründe der menschlichen Natur auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Da reflektiert auch ein 95 Jahre altes Stück ein Stück zeitlose Welt, in dem der moderne Mensch – seiner Menschlichkeit entrückt – damals wie heute ziemlich alt aussieht. Ein während der gesamten Aufführung die Bühne vom Zuschauerraum trennender Gaze-Vorhang symbolisiert diese Distanz. Christian Müller, der Stücke auswählt, die den alteingesessenen Laienbühnen keine Konkurrenz machen, sondern einem ausgewählten Publikum ein anderes Theater bieten wollen, geht außergewöhnliche, auch außergewöhnlich gewagte Wege. Wie schon in den vorangegangenen Produktionen „Der verreckte Hof,“ „Indien“ und „Die Weberischen“ gibt ihm der Erfolg aber recht. Innerhalb nur eines Jahres habe sich bereits ein festes Stammpublikum gebildet, betont er im Gespräch. Ohne Zweifel, Christian Müller bringt großes Theater, aber auch großartige Darsteller mit großem Erfolg in die Provinz, die allerdings seit jeher als Gradmesser für Theaterqualität gilt; Dragana Gavric und Felix Krauss interpretierten Schönherr mit begeisternder Intensität, sie anmutig grausam, er verzweifelt getrieben…, das milchige Gespinst des trennenden Bühnenvorhangs nimmt dem Bild die Schärfe, den Dialogen und der Intensität des Spiels verleiht es sie… Wir dürfen schon auf die nächste Produktion im Hoftheater Höf//Präbach gespannt sein: „Kaiser Josef und die Bahnwärterstochter“ von Herzmanovsky-Orlando ab 15. Juni.

Mag. Herbert Kampl