Zweite Premiere heuer im Huabn-Theater bravourös gemeistert
Am 11. April fand auf der Kellerbühne im ****Naturparkhotel Bauernhofer auf der Brandlucken die zweite – fulminante – Premiere im Mittwochtheater des Brandluckner Huabn-Theaters satt.
INDIEN
Tragikomödie von Josef Hader & Alfred Dorfer Spielberatung: Patrick Steinwidder
Auch die zweite Premiere stand ganz im Zeichen der Freundschaft und des Gedenkens. Wie bereits in der ersten Premiere – Magnolien aus Stahl – wurde im Abspann der im Dezember des Vorjahres der verstorbenen langjährigen Regisseurin des Huabn-Theaters gedacht: beide Premieren sind Sigmut Wratschgo gewidmet – und sie hätte gewiss ihre Freude gehabt an der großartigen Leistung ihrer Schützlinge!
Zwei grundverschiedene Lebensmittel-Kontrollore im Außendienst schließen tiefe Freundschaft. Eine überaus mutige Stückwahl, denn wer kennt nicht die gleichnamige Verfilmung des Theaterstücks von Josef Hader und Alfred Dorfer? Mit geradezu verwegenem Mut stellen sich die Darsteller dem unvermeidlichen Vergleich! Aber müssen sie das überhaupt? Die Rolle des pedantischen, seinen gastronomischen Opfern gegenüber bis zum offenen Sadismus sekkanten Lebensmittelkontrollors gibt Günther Grossegger reichlich Gelegenheit, die Rampensau heraushängen zu lassen – wie immer, wenn er zur Höchstform aufläuft –, und so wird im Verlauf der Szenen rasch klar, Alfred Dorfer hat diese Rolle nicht sich auf den Leib geschrieben, er hat sie nur gespielt, weil bei der Verfilmung Günther Grossegger nicht zur Verfügung stand, gell?!
Herbert Ofitsch, von Josef Hader optisch deutlich weiter entfernt als Günther Grosseggger von Alfred Dorfer, hat freilich deutlich mehr Freiraum, seine Figur individuell zu gestalten und somit kommt der stoische Ruhepol seiner Figur in seiner Interpretation auch deutlich stärker zur Geltung. Umso überraschender die plötzlich lospolternden Temperamentsausbrüche – überzeugend und glaubwürdig dank des über lange Strecken auf Mimik reduzierten Spiels – aber welche Mimik! Nehmen Sie erste Reihe, das muss man aus der Nähe genießen!
Apropos Verfilmung: Der Schlussgag auf der Brandluken ist eine gelungene Mischung aus Parodie auf und Hommage an die Verfilmung, lassen Sie sich überraschen!
Wie auch das Premierenpublikum von der hohen Qualität der Inszenierung und der Aufführung überrascht war. Waren die Meinunen über das – nicht jugendfreie – Stück stark vermischt – der Behauptung, dies sei kein Stück für ein Laientheater, wurde nicht explizit widersprochen, vielmehr bestätigte sich, es ist kein Stück für ein Laientheaterpublikum –, so waren sie doch einhellig bezüglich der überragenden Leistungen der Darsteller. Das auf der Brandlucken in immer größerem Ausmaß anzutreffende Theaterpublikum, das sich vom Laientheaterpublikum in den Besuchsmotiven unterscheidet, begegnet im Mittwochtheater längst keinem reinen Laientheater mehr, sondern einem Amateurtheater mit professionellen Ansprüchen an seine Darbietungen. Darum sind Stücke wie Indien, aber auch Schönherr und Mitterer möglich und erfolgreich. Allgemein wurden die Figuren als differenzierter als in der Verfilmung betrachtet. Auf der Brandlucken steht nicht die vulgäre Derbheit im Vordergrund, sie bricht situationsbedingt hervor, definiert die Figuren nicht per se, sondern bricht über sie herein; die Entschuldigung nach der „bsoffenen G‘schicht“ am Morgen wird somit glaubwürdig. Wenn die Figur, wie bei Hader, von Anbeginn an als ordinär definiert ist, wirkt die Rechtfertigung aufgesetzt…, wie auch immer, jedenfalls hat die Brandlucken zu ihrer eigenständigen Interpretation von Indien gefunden, was, wie Herbert Ofitsch betont, ein Verdienst des neuen Regisseurs Patrick Steinwidder ist, der großen Wert auf Details legt! Den Grundstein, dass das Brandluckner Huabn-Theater über die Fähigkeit verfügt, sich auf Details zu konzentrieren, freilich hat in jahrzehntelanger Arbeit Sigmut Wratschgo geschaffen. Darin sind sich alle Darsteller einig: „Sie hat uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen!“
Es spielen:
Günther Großegger, Herbert Ofitsch und Johannes Hofer
Termine: immer Mittwoch 20Uhr
2., 9. und 23. Mai, 6. Juni, 26. Sept., 10 und 24. Oktober, 7. und 21. November
MAGNOLIEN AUS STAHL – STEIERMARK PREMIERE
von Robert Harling, Deutsch von Gerty Agoston, Spielberatung: Patrick Steinwidder
Der Schönheitssalon einer kleinen Gemeinde ist das Zentrum, in dem sechs ganz unterschiedliche Frauen ihre Alltagssorgen und Alltagsfreuden miteinander teilen. Eine große Hochzeit wirft ihre Schatten voraus…
Erfolgreich mit Julia Roberts und Shirley MacLaine in Hollywood verfilmt, feiert das tragikomische Stück die vielfältigen Beziehungen und die Stärke von Frauen aller Alter, denn sie sind die „Magnolien aus Stahl“, die durch jeden Schicksalsschlag noch weiter zusammenwachsen.
Es spielen: Julia Flicker, Veronika Großegger, Edith Kleinburger, Barbara Lang, Doris Schwarz und Franziska Schwarz
Termine: immer Mittwoch 20 Uhr
16. und 30. Mai, 6. Juni, 3., 17. und 31. Oktober und 14. November
Außerdem werden, wie es schon Tradition ist, die Erfolgsproduktionen des Vorjahres wiederholt. Die „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo im Juni und „Der Schwarze Koffer“ von Werner Schuster im September. Beide Produktionen wurden noch von Sigmut Wratschgo inszeniert und unter ihrer Regie einstudiert.
Gespielt wird immer mittwochs ab 20 Uhr.
Da nur 85 Sitzplätze zur Verfügung stehen, ist Kartenreservierung unbedingt notwendig, online unter www.huabn-theater.at, oder telefonisch unter 03179/8202.
Kartenpreis EUR 10,–
Karten können ab sofort an der Rezeption vom ****Naturparkhotel Bauernhofer gekauft werden!
Mag. Herbert Kampl