Bauerntheater St. Radegund spielte Arnfelser Jedermann

Insgesamt sechsmal spielte das Bauerntheater St. Radegund bei Graz heuer von 29. Juni bis 15. Juli den Arnfelser Jedermann von Berta Liebmann aus dem Jahre 1980 am Fuße des Kalvarienberges vor der Heiligen Stiege. Die Bühne war vor der Kalvarienbergkirche aufgebaut, die bei Schlechtwetter als Ausweichquartier dienen sollte.

Der Arnfelser Jedermann wurde als Beitrag des Bauerntheaters zu einer Reihe von Veranstaltungen anlässlich des heurigen 250jährigen Bestehens des St. Radegunders Kalvarienberges als Benefizaufführung gespielt, deren Reinerlös der Erhaltung des Kalvarienberges  zugute kommt, der mit 21 gemauerten Kapellen mit rund 30 Nischen  für Szenen und Figuren sowie mit Kalvarienbergkirche, Kreuzgruppe und Heiliger Stiege als reichhaltigster Kalvarienberg im gesamten alpenländischen Raum gilt.

Rudi Eckart, der heuer eine sehr stimmungsvolle, ausgewogene Inszenierung präsentierte, die trotz des ernsten Themas beste Unterhaltung und einen flotten Handlungsfortgang ohne Längen bot, hat den Arnfelser Jedermann 1988, also vor 30 Jahren, bereits einmal für die Katholische Jugend St. Radegund inszeniert. Die Autorin Berta Liebmann besuchte damals persönlich eine der Vorstellungen und zeigte sich von den Leistungen der engagierten jungen Theatergruppe, der übrigens etliche der heurigen Darsteller bereits angehörten, sehr beeindruckt. Nun, sie wäre auch heuer wieder begeistert gewesen von ihrem Jedermann in der Radegunder Aufführung, leider ist sie 2005 im 92. Lebensjahr in Graz verstorben. So darf diese dem Erhalt des Kalvarienberges dienende Inszenierung gleichzeitig auch ihrem Andenken gewidmet sein.

Die Darsteller überzeugten mit würdevollem und natürlichem Spiel, das auch den doch stark allegorisch gestalteten Figuren glaubwürdiges, realistisches Leben verlieh und echte Menschen – durchaus von heute – in das jahrhundertealte Mysterienspiel stellte. Auch der Tod oder die Stimme des Herrn verliehen ihren Rollen den geforderten jenseitigen Nimbus ohne sich in übertriebenem Pathos zu verlieren. Überzeugend auch der Wandel der Figuren, etwa des Jedermanns zum Büßer oder wenn die Werke plötzlich Stärke gewinnen…; einen mutig schrillen Kontrapunkt zur bodenständigen Inszenierung setzte Rudi Eckart gelungen mit einem virtuos interpretierten weiblichen Teufel!

Schade nur, dass bei der Premiere trotz deutlich geringerer Anzahl der Bestuhlung als bei den Volksstücken am Hof der Familie Kogler viele Plätze leer blieben, hätte sich diese Inszenierung des Arnfelser Jedermanns doch deutlich mehr Beachtung und vor allem Anerkennung verdient! Mag. Herbert Kampl

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